Gemeindefest zur Wiedereröffnung

Trinitatiskirchengemeinde feierte die sanierten Räumlichkeiten nach dem Brand an der Hellenthaler Kirche 2019

Hell und freundlich sind die Räume, in die Pfarrer Oliver Joswig zum Gespräch bittet. In der Sakristei deutet er auf eine Sitzgruppe. „Hier habe ich auch schon Traugespräche geführt“, sagt er. Wer sich an den Zustand in diesem Haus vor einigen Jahren erinnert, wird staunen. Denn das Alte Pfarrhaus war nicht mehr als ein Rohbau, nachdem es aufgrund der Folgen des Feuers vor fünfeinhalb Jahren so gut wie entkernt werden musste. 

Es waren Bilder, die alle, die in dieser Nacht am 19. Februar 2019 dabei waren, wohl nicht vergessen werden. Lichterloh stand das Dach der Evangelischen Kirche in Hellenthal in Flammen, und nur knapp konnten die Feuerwehrleute ein Übergreifen des Brandes auf den Turm verhindern. Doch das Dachgeschoss des Alten Pfarrhauses, das als Pfarrheim genutzt wurde, war ein Raub der Flammen geworden, und die darunterliegenden Stockwerke wie auch die Kirche selber waren durch Löschwasser erheblich in Mitleidenschaft gezogen worden.

Feuer war Brandstiftung

Dass das Feuer mit Absicht gelegt worden war, war schnell klar. Auch hier war der Junge der Brandstifter, der die Menschen im Schleidener Tal zwischen November 2018 und Mai 2019 in Angst und Schrecken versetzte, indem er mehrere Brände legte, angefangen mit dem Johannes-Sturmius-Gymnasiums in Schleiden. Im November 2019 wurde er vom Aachener Landgericht zu einer Jugendstrafe von viereinhalb Jahren Haft verurteilt.

Noch länger, fast fünfeinhalb Jahre, dauerte es, bis nun das Alte Pfarrhaus wieder offiziell in Dienst gestellt wird. Mit einem Gemeindefest am Sonntag, 30. Juni, wird der festliche Anlass begangen: Um 10 Uhr beginnt ein Gottesdienst, an den sich ein kurzer Festakt anschließt. Danach startet das Gemeindefest mit einer Spieleolympiade für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Carrerabahnfahren und Torwandschießen. Auch eine Tombola mit 500 Preisen wartet auf die Besucher, sowie ein großes Angebot an Speisen und Getränken.

Von Krisen und Lösungen

„Corona, Flut, Ukrainekrieg, da kam alles zusammen“, sagt Joswig lächelnd in der Rückschau. Natürlich mit allen Auswirkungen, die die Ereignisse mit sich brachten wie den Handwerkermangel und die Kostenexplosion bei den Baustoffen. Schon kurz nach dem Brand stockte der Wiederaufbau, weil erst einmal kein Architekt gefunden werden konnte, der den Bau übernehmen wollte. Schließlich konnte Christoph Commes aus Heimbach gewonnen werden, ein Glücksfall, wie sich bald herausstellte, da er auch gelernter Zimmermann ist. 

Denn das Gebäude hat seine Eigenheiten. Das Pfarrhaus ist in mehreren Abschnitten direkt an das hintere Ende der Kirche angebaut worden, so dass beide unter einem Dach sind. Deshalb bestand auch die Gefahr, dass bei dem Brand das Feuer durch den Dachboden bis zum Kirchturm durchschlägt. 

Doch die Sanierung nach dem Feuer habe auch gute Seiten gehabt, berichtete Joswig. Denn als das Schieferdach erneuert werden sollte, hätten die Handwerker festgestellt, dass die Dachsparren an den unteren Ende durchgefault gewesen seien. „Das konnte durch eine Holzkonstruktion aufgefangen werden“, so der Pfarrer. Dann sei das Dach neu mit Schiefer gedeckt worden. 

Gute Zusammenarbeit mit der Versicherung

1,8 Millionen Euro seien an Versicherungsleistungen gezahlt worden. Auch die Preissteigerungen seien übernommen worden. „Es war eine gute Zusammenarbeit mit der Versicherung“, lobt Joswig. Doch auch der Förderverein der Kirche musste tätig werden, und zum Beispiel die Fenster an der Frontseite der Kirche erneuern, die vom Brand verschont worden waren, aber aus energetischen Gründen ersetzt werden mussten. 

Zusätzliche Räume entzerren den Terminkalender

Gleich zweimal musste dagegen die Heizung erneuert werden. Das erste Mal nach dem Brand, was besonders schnell gehen musste, um die Kirche beheizen zu können, und das zweite Mal nach der Flutkatastrophe 2021, als Wasser in den Keller gedrungen war. Überhaupt hätten die Wände des Gebäudes das Löschwasser der Brandnacht wie ein Schwamm aufgesogen. „Da war an manchen Stellen noch Jahre nach dem Feuer Feuchtigkeit in den Wänden“, so der Pfarrer. 

„Es ist schön geworden, aber noch ein Stückchen fremd“, sagt Joswig. Die zusätzlichen Räume würden die Situation im Pfarrheim entzerren, wo es immer wieder Terminprobleme gegeben habe. Die Kinder- und Jugendarbeit sowie die Pfadfinder haben bereits ihre Arbeit aufgenommen, und auch der Raum für Taizégebete steht wieder zur Verfügung. Doch auch für externe Gruppen bis zehn Personen würde die Möglichkeit bestehen, diese Räume zu nutzen. „Es ist mir lieber, sie werden genutzt als dass sie leerstehen“, so Joswig. 

Zu Beginn habe es bei Gesprächen Akustikprobleme gegeben, deshalb seien Bilder aufgehängt worden, die den Schall dämmen und es leichter machen, Gespräche zu führen. „Banksy kann man eigentlich auch in einer Kirche aufhängen, besonders das Mädchen mit dem Luftballon“, sagt er und guckt zufrieden an die Wand. 

Text: Stephan Everling