Es war, als hätten die Gäste sich abgesprochen. Denn ganz egal, wen man am Sonntag zur Einführung von Superintendentin Jantzen ansprach, um nach ersten Eindrücken zu fragen - es sagten alle Anwesenden prompt dasselbe, und mit herzlichem Lächeln: „Ich bin sehr zuversichtlich!“ Und so war es nicht nur aufgrund des strahlenden Eifelwetters in Roetgen ein heiterer Festgottesdienst, mit dem Pfarrerin Verena Jantzen in ihr neues Amt eingeführt wurde.
Fünf gute Voraussetzungen für den Neuanfang
Im Kirchenkreis Aachen ist sie "an dem Ort, an dem Gott sie haben will"
Am ersten Oktober hatte Superintendentin Jantzen schon im Verwaltungsamt des Kirchenkreises ihre Arbeit aufgenommen. Seit Gründung des Evangelischen Kirchenkreises im Jahr 1838 ist sie die erste Frau, die das Superintendentenamt ausübt. Welch gute Voraussetzungen sie dafür mitbringt, beschrieb Präses Thorsten Latzel in seiner Einführungsrede im Gottesdienst in der Evangelischen Kirche in Roetgen. Fünf Eigenschaften hob er besonders hervor: ihre persönlichen Erfahrungen mit gelebter Ökumene, die Gabe als offene und gute Zuhörerin, die Vertrautheit mit der Arbeit sowohl in großen Städten als auch im ländlichen Gebiet, ihre Liebe zu ansprechend gestalteten Gottesdiensten und ihre Agilität in tätiger Nächstenliebe. In ihrem Amt als Superintendentin, so sagte Präses Latzel, sei sie nun an einem neuen Ort „an dem Gott Sie haben will“. In diesem Leitungsamt sei es das Wichtigste, „dass Gott Sie leitet und Ihnen Menschen an die Seite stellt, die Sie begleiten.“ Viele dieser Menschen aus dem Kirchenkreis sprachen Verena Jantzen im Gottesdienst dann ein Segenswort zu, bevor sie selbst zum ersten Mal als Superintendentin predigte.
Von Edinburgh in den Kirchenkreis Aachen gezogen
Als Predigttext ausgewählt hatte sie Worte aus Jesaja 55: „Gottes Wort kehrt nicht wieder leer zu ihm zurück“. Dies sei einer ihrer Lieblings-Bibeltexte, sagte Superintendentin Jantzen, über den sie zum ersten Mal vor 21 Jahren zu ihrer Ordination gepredigt habe. Nur zwei Tage später sei sie – damals noch ein „Predigtküken“ – zum Auslandsvikariat nach Großbritannien aufgebrochen. Geboren und aufgewachsen am Niederrhein, hatte Jantzen in Bonn und Münster Theologie studiert und nach Vikariat und Probedienst die erste Pfarrstelle in Mülheim an der Ruhr übernommen. Diesen Dienst teilte sie sich mit ihrem Mann Thomas, der ebenfalls Pfarrer ist. Auch die EKD-Auslandspfarrstelle, die sie seit 2015 in Großbritannien innehatte, versahen beide gemeinsam. Mit drei Kindern im Teenageralter zog die Familie nun von Edinburgh in den Kirchenkreis Aachen. Seit der Ankunft hier hat Pfarrerin Jantzen jeden Sonntag einen anderen Gottesdienst-Ort besucht, um die Kirchengemeinden kennenzulernen. Sie selbst sagte nach ihrer Einführung, sie sei „überwältigt, glücklich und ermutigt“ von den vielen Gästen, die an diesem Anlass teilnahmen.
Viele Glückwünsche von langjährigen und neuen Weggefährten
Unter den Gratulanten zur Einführung am Sonntag war auch Pfarrer Hans-Peter Bruckhoff, der den Kirchenkreis Aachen 28 Jahre lang als Superintendent geleitet hatte und im September in den Ruhestand ging. Beim Empfang, der sich an den Gottesdienst anschloss, sprach Superintendentin Pfarrerin Barbara Schwahn aus dem Kirchenkreis Krefeld-Viersen ein Grußwort für die drei mit dem Kirchenkreis Aachen besonders verbundenen Nachbarkirchenkreise. „Ich freue mich, dass die Geschlechterparität in unserem Kleeblatt jetzt hergestellt ist und ich nicht mehr die einzige Frau bin“, sagte sie mit Blick auf die Superintendenten Jens Sannig aus Jülich und Dietrich Denker aus Gladbach-Neuss. „So ist es nun zeitgemäß.“ Mit einer besonders herzlichen Ansprache wandte sich auch Erika Georg-Monney aus dem Amt für Jugendarbeit der Evangelischen Kirche im Rheinland an die neue Superintendentin. Sie erinnere sich noch gut daran, wie Verena Jantzen im Grundschulalter an einer Ferienfreizeit teilgenommen habe, die sie organisiert hatte. Sie jetzt als Superintendentin als Ansprechpartnerin zu haben, sei einfach toll.
"Wir haben eine gute Wahl getroffen"
Auch unter den Mitgliedern des Leitungsgremiums im Kirchenkreis sah man zur Einführung nur zufriedene Gesichter. „Ich finde auch, dass es Zeit für eine Frau im Superintendentenamt wird, und für eine deutliche Verjüngung“, sagte Rolf Gündel aus der Kirchengemeinde Aachen, der sich seit 55 Jahren im Kirchenkreis engagiert. Susanne Degenhardt aus der Christusgemeinde Alsdorf-Hoengen-Broichweiden pflichtet ihm bei: „Wir haben mit Frau Jantzen eine gute Wahl getroffen. Ich erlebe sie als sehr zugewandt, offen und interessiert.“ Und Malte Duisberg aus der Trinitatis-Kirchengemeinde Schleidener Tal betonte: „Es ist ein frohgemuter Neubeginn, der uns einen unverfälschten Blick von außen bringt. Ich bin neugierig, welche Impulse die neue Superintendentin setzen wird.“
(Text: Kirchenkreis Aachen / C. Braun)