Kunstglaser und Steinmetz reparieren historische Rosettenfenster

Ohne Reparatur könnte die Schließung der evangelischen Kirche in Roggendorf drohen – 120.000 Euro benötigt – Gemeinde sammelt Spenden

Gleißende Spätherbstsonne fällt durch die großen, runden Kirchenfenster und bringt die bunten Farben des Glasmosaiks prächtig zum Leuchten. Vom Inneren der Kirche aus betrachtet strahlen die fünf Rosettenfenster der Evangelischen Kirche in Roggendorf in blau, grün und Gelbtönen, wie schon seit Eröffnung der Kirche im Jahr 1869. Dass diese Zeit aber nicht spurlos an den denkmalgeschützten Glasfenstern vorbeigegangen ist, merkt nur, wer die außergewöhnliche Möglichkeit hat, ganz nah heranzugehen. „Ich sehe das heute auch zum ersten Mal so genau“, sagt Pfarrerin Susanne Salentin. „Ehrlich gesagt, ich bin geschockt!“

Dramatische Schäden am Maßwerk

Gemeinsam mit Kunstglaserin Rita Schavier und Baukirchmeisterin Dunja Reinartz steht die Pfarrerin auf einem mehrere Meter hohen Gerüst unmittelbar vor einem der fünf historischen Rosettenfenster an der Außenmauer der Kirche. „Ich wusste zwar, welche Probleme an den Fenstern bestehen, aber wie dramatisch die Schäden sind, das sieht man wirklich erst, wenn man so nah davorsteht“, sagt die Pfarrerin. Denn, was schon bekannt war, springt hier auch dem architektonischen Laien ins Auge: Die Sandsteineinfassungen der Fenster bröckeln, vor allem die sogenannten Anschlussfahnen, also die inneren Spitzen der Steinprofile. Der Stahlrahmen, der das Glas mit dem Maßwerk verbinden soll, hat teilweise den Halt verloren. Die Standsicherheit des Fensters wird an manchen Stellen nur noch vom Bleinetz der Kunstverglasung übernommen.

Reparatur dauert etwa drei Wochen pro Fenster

„Ohne Reparatur würden die Fenster instabil und drohten herauszufallen. Wir müssten die ganze Kirche schließen“, erklärt Pfarrerin Salentin. Deshalb werden die Fenster nun von einer Glaserei und einem Steinmetz restauriert. Die Arbeiten zum Ausbau des ersten und am stärksten betroffenen Fensters haben in der vorigen Woche begonnen. In spätestens drei Wochen soll es wieder eingebaut und komplett repariert sein. Die vier anderen Fenster kommen im Frühjahr 2018 an die Reihe.

Förderanträge bisher abgelehnt

Für die dringend erforderliche Maßnahme hatte die Evangelische Kirchengemeinde Roggendorf bei verschiedenen Stellen um finanzielle Unterstützung gebeten. Doch die Förderanträge wurden bisher alle abgelehnt. Voraussichtlich wird die Sanierung der Fenster rund 120.000 Euro kosten. Um Spenden einzunehmen, hat die Gemeinde bisher einen Kalender mit Bildern der Rosettenfenster drucken und Reproduktionen der Fenster als Glasaufsteller anfertigen lassen. Beides wird gegen eine Spende abgegeben. Auch einige ortsansässige Firmen haben schon Beträge zur Verfügung gestellt.

Rost und Wind haben die Schäden verursacht

Ursache für die Schäden sind wahrscheinlich Rostsprengungen an den Anschlussfahnen. Es ist aber auch möglich, dass die angeschrägten Sandsteinspitzen durch Windbelastungen abgebrochen sind. Für den Ausbau wird jedes der Fenster in elf Teile zerlegt. In der Werkstatt der Kunstglaserei Oidtmann in Linnich, die sich selbst als älteste Glasmalerei Deutschlands bezeichnet, werden die Fenster überarbeitet. Die Steinmetzarbeiten übernimmt die Firma Naturstein Lindholm aus Erkelenz.

Spenden per Überweisung oder persönlich im Gemeindehaus möglich

Wer dazu beitragen möchte, dass die evangelische Kirchengemeinde Roggendorf die denkmalgeschützten Rosettenfenster restaurieren lassen kann, kann jetzt dafür spenden:

Sparkasse Aachen
IBAN: DE42 3905 0000 0000 0002 16
BIC: AACSDE33
Verwendungszweck: M 113 Rosettenfenster Kirche Roggendorf

Wer eines der kleinen Glasfenster als Deko-Aufsteller erwerben will, erhält diese im Dietrich-Bonhoeffer-Haus/Gemeindehaus (Dietrich-Bonhoeffer-Straße 1) in Mechernich für eine Spende ab 18 Euro für einen Aufsteller, ab 50 Euro für alle drei zusammen. Die Spender werden nach Abschluss der Restaurierung auf einer Plakette in der Kirche genannt, wenn gewünscht. Gerne stellt die Kirchengemeinde Spendenbescheinigungen aus.

(Text und Bilder: C. Braun / Kirchenkreis Aachen)